Shure Myth Busters: Legenden rund um's Mikrofon - unsere Top 5

Shure Myth Busters: Legenden rund um's Mikrofon - unsere Top 5

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Shure Myth Busters: Legenden rund um's Mikrofon - unsere Top 5

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Mysteriöse Gerüchte gibt es schon immer und einige halten sich ganz schön hartnäckig. Auch im Bereich der Mikrofonie gibt es so einige; die schönsten wollen wir Euch heute vorstellen und - natürlich - fachkundig widerlegen.

Ihr kennt doch sicherlich die Geschichte von der  Spinne in der Yucca-Palme? Das Krokodil in der Kanalisation? Oder wie  wäre es mit dem Roswell-Mythos?

Mysteriöse Gerüchte gibt es schon immer und einige halten sich ganz  schön hartnäckig. Auch im Bereich der Mikrofonie gibt es so einige; die  schönsten wollen wir Euch heute vorstellen und - natürlich - fachkundig  widerlegen.

Mythos 1: Kondensatormikrofone sind nicht so strapazierfähig wie dynamische

Eines unserer Lieblings-Gerüchte...

Zu der Zeit, als dieses Gerücht entstand, waren Kondensatormikrofone  sehr teure Modelle, die hauptsächlich für's Studio gedacht waren. Im  Vergleich standen sie seinerzeit dynamischen Vertretern wie z. B. dem  SM58 gegenüber.

Hätten wir das extrem teure Röhrenmikrofon anno 1930 in ein Glas Bier  getaucht oder ein paar Mal auf die Bühne fallen lassen, hätte es  höchstwahrscheinlich nicht mehr funktioniert. Danach hätte es noch einen  hervorragenden Dienst als Briefbeschwerer o. ä. leisten können, während  das SM58 all das natürlich spielend überstanden hätte.

Heute sind unsere Kondensatormikrofone so konstruiert, dass sie  genauso viel aushalten wie ein SM58. Sie durchlaufen genau die gleichen  Prüfungen: Sturztests, Temperaturtests, Feuchtigkeitstests,  Salzsprühtests, Vibrationstests und elektromagnetische Tests. Sie müssen  genau das gleiche, extrem harte Test-Prozedere bestehen. Und das tun  sie.

Das SM81 kam 1978 als Studio-Kondensatormikrofon auf den Markt. Doch  dank seines robusten Designs und der Alltagstauglichkeit begeisterte es  prompt die geneigte Beschallungsindustrie. Es gibt vermutlich jede Menge  SM81 im Tour-Alltag, die wahrscheinlich 15 oder 20 Jahre alt sind. Ohne  dass sie klangliche Einbußen erhalten, könnte man mit einem LKW  drüberfahren, sie auf harten Boden fallen lassen oder mit einem  Drumstick malträtieren. Und dasselbe gilt natürlich für all unsere  Kondensatormikros.

Wir lernen: Heutzutage ist die Fragilität von Kondensatormikrofonen ein reiner Mythos.

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Mythos 2: Ein lauteres Mikrofon ist besser

Falsch. Einige Mikrofone sind zwar empfindlicher als andere, aber die  Empfindlichkeit des Mikrofons ist grundsätzlich nicht abhängig von der  Qualität. Bei musikalischen Anwendungen, wenn das Mikro sehr nah an der  Klangquelle platziert wird, ist die Empfindlichkeit recht irrelevant. Da  liefern sogar Mikrofone mit geringer Empfindlichkeit genug Signalpegel,  um das PA System ausreichend zu versorgen.

Hat ein Mikrofon eine hohe Empfindlichkeit, bedeutet das in der  Praxis lediglich, dass man das Eingangs-Gain am Mixer etwas vorsichtiger  hochdrehen muss, um nicht ins Clipping zu geraten. Bringt man ein Mikro  beispielsweise an einer Snare Drum an, das 10 dB empfindlicher ist als  ein anderes, dann muss lediglich das Eingangs-Gain am Mischpult um 10 dB  reduziert werden. Der dadurch erzielbare Vorteil: Das Eigenrauschen des  Mikrofonverstärkers im Mischpult wird weniger hochgezogen.

Empfindlichkeit steht also nicht in Bezug zur Mikrofon-Qualität. Als  die Neodym-Magnet-Mikrofone auf den Markt kamen, war es üblich, sie  folgendermaßen technisch zu demonstrieren: Man hat einige Mikros  aufgereiht, sie an einen Mischer angeschlossen und alle gleich  eingepegelt. Jedes Mikro wurde getestet und als das Neodym-Magnet-Mikro  an die Reihe kam, war es auffällig lauter als die  Ferrit-Magnet-Varianten.

Hörpsychologisch tendieren Zuhörer eher dazu, "laut" mit "besser"  gleichzustellen; und das ist eine verbreitete Verkaufstechnik, um  beispielsweise Lautsprecher zu verhökern. Wenn ein paar Lautsprecher bei  einer Vorführung etwas lauter aufgedreht sind als andere, sind Kunden  schnell der felsenfesten Überzeugung, dass die lauteren besser klängen.

Bei den Mikrofonen ist es das Gleiche in Grün. Es ist ein Lautstärken-Unterschied, kein Qualitäts-Unterschied.

Mythos 3a: USB Mikrofone verzeichnen Qualitätsverluste im Vergleich mit analogen (XLR) Pendants

Das kommt nun ganz darauf an. Viele USB-Mikros weisen genau das  gleiche Kondensatormikrofonelement auf wie die XLR Version, die im  Studio genutzt wird. Die USB Modelle bieten damit eine identische  Klangsignatur. Der grundlegende Unterschied der Modelle liegt in der  Schnittstelle zum nächsten Gerät. Die AD-Wandler im USB Mikro wirken  sich auch auf die Qualität der Aufnahmen aus. Wir sagen daher: nicht  immer wahr.

Mythos 3b: USB-Mikrofone verursachen Latenzprobleme bei der Aufnahme, vor allem beim Multi-Tracking

Auch hier: nicht immer wahr. Manche USB-Mikrofone - wie das Shure  PG42USB und das PG27USB - verfügen über eingebaute Kopfhörerverstärker  und bieten ein direktes Monitoring des Eingangssignals – vor der  AD-Konvertierung. Eine ganz gute Alternative zu Euren Computer-Boxen,  wenn Ihr wie Wiedergabe beim Multi-Tracking kontrollieren wollt.

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Mythos 4: Manche Mikrofone haben mehr "Reichweite" als andere

Falsch. Wie weit ein Mikrofon von der Schallquelle entfernt sein  darf, ist keine Spezifikation eines Mikrofons. Einige haben so eine  romantische Vorstellung davon, wie ein Mikrofon den gewünschten Klang  inmitten von unerwünschten Nebengeräuschen sucht und aufbereitet. Sie  glauben tatsächlich daran, dass manche Mikrofone in der Lage sind, von  weiterer Distanz aufzunehmen als andere Modelle.

Die Wahrheit allerdings ist, dass Mikrofone sich nicht den Sound aus  einer Entfernung suchen und ihn dann festhalten. Sie messen lediglich  die Druckunterschiede direkt an der Membran. Das Mikrofon "weiß" nichts  von dem, was in irgendeiner Entfernung von ihm passiert. Wenn Ihr also  versuchen wollt, die "Reichweite" eines Mikrofons zu charakterisieren,  liegt diese fast ausschließlich in den akustischen Umgebungsbedingungen  begründet.

Hier ein Beispiel: Packt ein Mikrofon ein und marschiert in der  Winterpause in ein großes Fußballstadion Eurer Wahl. Stellt Euer Mikro  auf der einen Seite des Stadions auf und lasst auf der  gegenüberliegenden einen Nagel auf den Beton fallen. Jawohl, das Mikro  wird tatsächlich den Klang des Nagels ein paar hundert Meter entfernt  aufnehmen, einfach, weil es überhaupt keine Umgebungsgeräusche gibt.

Gleiches Stadion, Sonntagnachmittag, erste Bundesliga, großes Spiel.  Und noch mal von vorne. Platziert Euer Mikro auf der einen Seite des  Stadions und schmeißt den Nagel auf den Beton. Und? Könnt Ihr was hören?  Was ist anders? Gleiches Mikrofon, gleicher Nagel, gleicher Beton,  gleiches Gebäude. Allerdings mit etwas stärker ausgeprägten  Umgebungsgeräuschen...

Die Reichweite eines Mikrofons, wenn man das denn überhaupt so nennen  kann, ist vor allem abhängig von der Fähigkeit des Mikrofons, einen  Klang inmitten all der Umgebungsgeräusche aufzunehmen. Kein Mikrofon hat  eine "Reichweite", die sich unabhängig von den Umgebungsgeräuschen  definiert.

Die einzige Spezifikation eines Mikrofons, die lose mit dem Konzept  der Reichweite übereinstimmt, ist die Richtwirkung oder  Richtcharakteristik eines Mikrofons. Die Richtcharakteristik beschreibt,  wieviel Umgebungsgeräusche im Vergleich mit dem Signal, das direkt von  vorne kommt vom Mikrofon aufgenommen werden.

Dazu gibt es eine Zahl, die allerdings nicht so wahnsinnig  spektakulär erscheint. Der Unterschied zwischen dem, was ein Kugel- oder  ein Hypernierenmikrofon bei gleichen Bedingungen aufnehmen kann, liegt  nur bei 6 dB (die Hyperniere nimmt 6 dB weniger Umgebungsgeräusche auf  als eine Kugel). Weil Klang dem Entfernungsgesetz unterliegt, fällt bei  Abstandsverdopplung der Nutzpegel um 6 dB, wohingegen die  Umgebungsgeräusche gleich bleiben. Wenn ein Mikrofon mit  Kugelcharakteristik nun ein gewisses Maß an Umgebungsgeräuschen zusammen  mit dem direkten Sound einfängt, sagen wir so einen Meter von der  Klangquelle entfernt, kann eine Hyperniere zwei Meter von der  Klangquelle entfernt stehen und noch immer genau das gleiche Ergebnis  erzielen. Das liegt jetzt nicht daran, dass die Hyperniere empfindlicher  gegenüber dem direkten Schall ist, sondern weil sie um 6 dB  unempfindlicher gegenüber den seitlich einfallenden Umgebungsgeräuschen  ist.

Wenn Ihr es so sehen wollt, hat die Hyperniere in dem Zusammenhang  mehr "Reichweite". Aber keine der beiden Charakteristika wird bei großen  Distanzen und erheblichen Hintergrundgeräuschen funktionieren. Sie  messen nur den Klang, der an der Membran ankommt.

 

Mythos 5: Bändchen-Mikrofone sind zu empfindlich, um hohe Schalldruckpegel und Live Auftritte zu bewältigen

So was von falsch. Das trifft auf kaum eines der aktuell am Markt  erhältlichen Modelle zu. Dank zahlreicher Verbesserungen beim Design und  Material innerhalb der letzten Jahre kommen Bändchen-Mikrofone  problemlos mit hohen Schalldruckpegeln klar.

Die Shure Modelle KSM353 und das KSM313 zum Beispiel profitieren von  einem speziellen, patentierten Material für die Bändchen: Roswellite.  Roswellite ist extrem reißfest, hat eine geringe Masse, eine hohe  Leitfähigkeit und ein "Shape Memory" – all das ermöglicht diesen  Modellen weitaus höhere Pegel und anspruchsvollere Bedingungen, was  Windstöße und Explosivlaute angeht. Gleichzeitig bleibt der  charakteristisch warme Klang eines Bändchen-Mikrofons erhalten.

(An dieser Stelle sei nochmals Mythos 1 ins Gedächtnis gerufen. Shure  Bändchen-Mikrofone durchlaufen selbstverständlich ebenfalls unsere  umfangreichen Qualitäts-Tests.)

So viel zu den Mythen, die sich um Mikrofone ranken. Habt Ihr darüber  hinaus Gerüchte oder Irrtümer, die wir vergessen haben und ergänzen  sollten? Oder wohnt unter Eurem Haus ein acht Meter großes Krokodil? Sagt es uns!