Mikrofonierung im Konferenzbereich: sieben Raumarten + sieben Lösungen

Davida Rochman | 09.02.2016 Mikrofonierung im Konferenzbereich: sieben Raumarten + sieben Lösungen

Mikrofonierung im Konferenzbereich: sieben Raumarten + sieben Lösungen

„One size fits all“ – das wäre zwar  ganz schön praktisch, aber diese Devise lässt sich auf Konferenzräume so  gar nicht übertragen. Für Meeting- und Konferenzräume, in denen  Sprachverständlichkeit einen derart wichtigen Stellenwert aufweist, gibt  es kein Universalkonzept. Eben weil IT Mitarbeiter mehr und mehr in AV  Rollen schlüpfen, müssen sie eher analog als digital denken. Dieser  Rollenwechsel beinhaltet auch die Verantwortung für die Auswahl der  Mikrofone. Deshalb richtet sich dieser Artikel auch an alle, die dafür  zuständig sind, den richtigen Sound in der Welt der Meetings und  Konferenzen zu realisieren.

Faktoren, die bei der Mikrofonauswahl eine Rolle spielen

Die optimale Audiolösung für ein Meeting beruht auf einer Reihe verschiedener Faktoren, dazu zählen:

  • Raumgröße
  • Anzahl Meetingteilnehmer
  • Anzahl Präsentatoren/Redner
  • Art der Präsentation

Und was meinen wir jetzt, wenn wir von „Art der Präsentation“ sprechen?

  • Ein Sender, viele Empfänger: eine Person, die sich an ein Publikum richtet (z. B. eine Lesung, Webinar)
  • Viele Sender, viele Empfänger: alle Teilnehmer dürfen sprechen  (z. B. eine Diskussionsrunde, Videokonferenz oder ein offenes Forum)
  • Mischform: spezielle Fälle von Viele-an-viele Kommunikation mit  eingeschränktem Zugriff auf Mikrofone (z. B. Rathäuser, Gerichtssäle,  Parlament, Boardrooms, Panels)

Darüber hinaus ist noch wichtig, ob ein Beschallungssystem verwendet wird oder nicht. 

Beginnen wir mit dem Raum

Nachfolgend geben wir unsere Mikrofon-Empfehlungen für  sieben gängige Meeting- und Konferenzumgebungen. Prüfen Sie einfach,  welcher Raum Ihrem am ehesten entspricht.

1. Huddle Room

Huddle Room with Phone

Beschreibung: Dies ist ein kleinerer Raum, der Platz für 4-8 Teilnehmer bietet, in der Regel an einem Tisch.

Beschallung: Im Allgemeinen besteht hier keine  Notwendigkeit für eine Beschallung. Jedoch spielt Audio- oder  Video-Conferencing eine gewisse Rolle in modernen Huddle Rooms. Dies  kann sowohl mobil als auch permanent installiert sein.

Mikrofone: Ohne PA ist der Huddle Room die ideale  Situation für den Einsatz von Grenzflächen-Mikrofonen. Bei kleinen  Tischen eignet sich eine mittig platzierte Grenzfläche mit  Kugelcharakteristik. Versuchen Sie es bei größeren Tischen mit ein paar  drahtgebundenen oder drahtlos gerichteten Grenzflächen, die Sie auf die  Sprecher richten.  Ein oder zwei kleine Kondensatormikrofone, die über  dem Tisch hängend angebracht werden, können eine brauchbare Alternative  darstellen. 

2. Meetingraum

Meeting Room with Gooseneck Mics

Beschreibung: die größere Version eines Huddle  Rooms. Ein Meetingraum ist groß genug für 6-30 Teilnehmer, die an einem  oder mehreren Tischen Platz finden – meistens verteilt um den Tisch  herum, so dass sich alle gegenseitig sehen können.

Beschallung: Wenn der Raum eine gute Akustik  aufweist (nicht zu viel Hall), ist eine Beschallung nicht unbedingt  notwendig. Da aber sowohl die Durchführung von Telekonferenzen als auch  deren Aufzeichnung in Meetingräumen recht üblich ist, werden Mikrofone  benötigt.

Mikrofone: Egal, ob Sie nun vier oder mehr  Mikrofone verwenden – wir empfehlen, dass Mikros, die nicht im Gebrauch  sind, immer ausgeschaltet werden. Hier bieten sich natürlich Mikrofone  mit integriertem An/Aus-Schalter an, wobei die Redner ihre eigenen  Mikrofone bedienen. Man kann aber auch auf ein Diskussionssystem oder  einen Automatikmischer zurückgreifen, der den Teilnehmern das Handling  erleichtert und es ihnen erlaubt, sich ganz auf das Meeting zu  fokussieren. Ein Diskussionssystem hat zudem den Vorteil, dass in jeder  Mikrofoneinheit ein kleines Soundsystem versteckt ist, das die Gefahr  von Rückkopplungen reduziert und es den Teilnehmern an der anderen Seite  des Tisches erleichtert, die anderen zu hören.

Die meisten hätten ganz gerne ein Mikrofon je Teilnehmer,  tatsächlich genügt es in der Regel, wenn sich zwei eines teilen.  Schwanenhalsmikrofone sind in Meetingräumen zu bevorzugen, da sie nicht  aus Versehen von Papieren bedeckt werden können – natürlich kann man  aber auch genauso gut Grenzflächen verwenden. Wenn die Tische bewegbar  sind, können drahtlose Mikrofoneinheiten einiges in Sachen Flexibilität  und Setup-Geschwindigkeit beitragen. Der Leiter der Diskussion kann mit  einem Kopfbügel- oder einem Ansteckmikrofon ausgestattet werden. 

3. Seminarraum

Training Room

Beschreibung: Ein Seminarraum ist eine klassische  „ein Sender, viele Empfänger“ Anwendung mit bis zu 30 Teilnehmer, die  einem Tutor/Referenten zuhören.

Beschallung: Je größer und hallanfälliger der  Raum, desto eher wird hier ein Soundsystem vonnöten sein. Meistens  befindet sich dies vorne und ist in die Richtung der Teilnehmer  ausgerichtet. Kleinere Räume sind nicht zwingend auf eine Beschallung  angewiesen, erfordern aber in der Regel doch etwas Mikrofonierung, um  Anforderungen wie Streaming, Videoconferencing oder die Aufzeichnung der  Präsentation umzusetzen. Gerade im Lehrbereich ist eine hohe  Sprachverständlichkeit enorm wichtig.

Mikrofone: Der Tutor steht eventuell an einem  Rednerpult, aber wahrscheinlicher ist es, dass er sich während seiner  Präsentation bewegt und beispielsweise ein Whiteboard oder ein anderes  Präsentationstool verwendet. Um hier die Bewegungsfreiheit zu  gewährleisten, sind am besten ein Kopfbügel- alternativ auch ein  Lavalier-Mikrofon geeignet.

Die Fragen seitens der Teilnehmer können z. B. über ein Mikrofon  erfolgen, das auf einem Tisch liegt oder auf einem Stativ angebracht  ist. Man kann auch ein Funkmikrofon nutzen, das man herumreicht, je  nachdem, wer eine Frage stellen möchte. Eine Mikrofonierung von oben  könnte auch in Betracht gezogen werden, wenn kein Soundsystem im Einsatz  ist. Das funktioniert aber nur in Räumen mit guter Akustik. Wenn die  Klasse sehr interaktiv ist, wäre eine Konfiguration mit Tischmikrofonen  in Verbindung mit einem Automatikmischer oder ein Diskussionssystem  angebracht.

4. Auditorium

Lecture Hall Picture

Beschreibung: Ein Auditorium fasst 50 Zuhörer oder  mehr und ist deutlich größer als ein regulärer Unterrichtsraum. In  großen Auditorien finden über 200 Personen Platz, die Sitze sind ähnlich  eines Theaters angeordnet.

Beschallung: In einem Auditorium müssen nur die  Sprecher zu hören sein, dafür ist ein Soundsystem erforderlich, das auf  hohe Sprachverständlichkeit ausgelegt ist. Meistens gibt es keine  Änderungen an den Gegebenheiten und Anforderungen, so dass ein festes  Systemdesign ausreicht.

Mikrofone: Wie auch im  Klassenzimmer/Unterrichtsraum verwendet der Vortragende am besten ein  Funkmikrofon in Form eines Lavaliers oder Headsets, um volle  Bewegungsfreiheit während seiner Präsentation zu haben. Ein  Schwanenhalsmikrofon auf einem Podium wäre  eine denkbare Alternative. Häufig stehen in solchen Installationen auch  Handmikrofone zur Verfügung. Dies erfordert allerdings vom Präsentator  einen disziplinierten Umgang mit dem Mikrofon und wirkt sich (natürlich)  auch auf seine Bewegungsfreiheit aus.

Die Rückmeldung seitens der Studenten stellt in einem Auditorium  eine größere Herausforderung dar, da sowohl die Studenten als auch der  Referent Probleme haben können, die Fragen richtig zu verstehen. Dies  ist die perfekte Situation für eine oder zwei spezielle  Mikrofonstationen in den Rängen, an deren Position die Gefahr von  Rückkopplungen minimal ist. Ansonsten kann aber auch ein Handsender  herumgereicht werden. Overhead-Mikrofone bieten sich in diesem Szenario  nicht an.

Im Falle des Vortragenden wäre auch ein spezieller  Monitorlautsprecher, auf dem die Mikrofone aus dem Publikum  wiedergegeben werden, eine Möglichkeit, die Fragen, die aus dem Publikum  kommen, zu verstehen.

5. Videokonferenzraum

Videoconferencing with Gooseneck Mics

Beschreibung: Ein Videokonferenz-System ermöglicht  es zwei oder mehreren räumlich voneinander getrennten Parteien, sowohl  Audio- als auch Video-Inhalte gleichzeitig zu kommunizieren. Dies  erfolgt via Telefon oder Breitband-Internet, so dass mehrere Gruppen in  Echtzeit interagieren können. Diese Systeme sind perfekt für Meetings  und auch in Schulungssituationen.

Beschallung: Videokonferenzen können in  entsprechend ausgerüsteten Meetingräumen oder am Desktop abgehalten  werden. Sie erfolgen über die normale Telefonie oder VoIP. Die  Beschallung kann hier über Lautsprecher abgedeckt werden, die entweder  separat montiert sind oder über Geräte, die Lautsprecher eingebaut  haben.

Mikrofone: Die größten Probleme im  Videokonferenz-Bereich werden der Platzierung der Mikrofone  zugeschrieben. Mikros, die zu weit weg sind, verursachen Hall,  undeutlichen Klang und erhöhen die Gefahr eines Echos. Es empfiehlt  sich, die Mikrofone etwa in Armlänge aller Teilnehmer aufzustellen. Dies  führt zu besserer Klangqualität und bietet den Vorteil, dass die  Acoustic Echo Cancellation (AEC) des Systems besser arbeiten kann.

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass man eine Videokonferenz  genauso behandeln sollte wie jeder Beschallungssituation. Wichtig wäre  noch, darauf zu achten, dass die Mikrofone in den Präsentationen und  Meetings möglichst wenig zu sehen sind.

6. Boardroom

Boardroom with Gooseneck Mics

Beschreibung: Ein Boardroom unterscheidet sich  insofern von einem Standard Meetingraum, dass er meistens mit  Kontrollsystemen ausgestattet ist, so dass sich die Teilnehmer auf das  Meeting anstatt auf das AV Equipment konzentrieren können. Ein solches  Kontrollsystem – z. B. von AMX, Crestron oder Extron – wird im Vorfeld  programmiert und erlaubt den Zugriff auf jedes erforderliche Equipment  via Touchscreen.

Beschallung: Diese beschränkt sich hier normalerweise auf das Videokonferenz-System wie beim Videokonferenzraum weiter oben.

Mikrofone: Sowohl für Telekonferenzen als auch für  Aufnahmezwecke sind Mikrofone fester Bestandteil eines Boardrooms.  Automatische Mikrofonsysteme sind hier besonders beliebt, da diese alle  Änderungen registrieren, ohne dass ein Systemverantwortlicher mit im  Raum sein muss.

Im Boardroom spielt die Ästhetik generell eine große Rolle.  Festinstallierte Mikros, bei denen man durch teure Konferenztische  bohren muss, um die Kabel hindurchzuführen, sind mäßig beliebt. Hier  sind eher drahtlose Tischmikrofone gefragt. Sie können schnell im  Schrank verschwinden, wenn sie nicht benötigt werden und viele Modelle  bieten zudem eine Verschlüsselung, was gerade bei vertraulichen  Gesprächsthemen von Vorteil ist.

7. Rathaus / Gerichtssaal / Große Veranstaltungsräume

City Council Room with Discussion System

Beschreibung: Je größer der Räum, desto größer der  Bedarf an modernen Soundlösungen. Mit einem Vorsitzenden, der eine  große Gruppe leitet und einer Zuhörerschaft, die oben auf einer Galerie  sitzt, muss das Soundsystem einige Anforderungen erfüllen.  Internationale Konferenzen sind sogar noch anspruchsvoller, da hier  oftmals auch eine Simultanübersetzung gefragt ist.

Mikrofone: Los geht es mit automatischen  Mikrofonsystemen. Die Möglichkeit, die Anzahl der offenen Mikrofone auf  ein Minimum zu begrenzen, hilft dabei, die Sprachqualität zu verbessern  und allen Rednern Gehör zu verschaffen. Ein weiterer Vorteil besteht  darin, dass diese Systeme dem Mikrofon des Vorsitzenden Priorität vor  den anderen einräumen können.

Viele Installationen profitieren auch von einem Diskussions- oder  Konferenzsystem. Diese Systeme räumen eines der größten Probleme der  Beschallung in Meetings aus dem Weg, in dem sie bereits einen kleinen  Lautsprecher in der Basis des Schwanenhalsmikrofons integriert haben.

Natürlich  ist jeder Raum anders und viele fallen sicherlich durch das Raster  dieses Beitrags, aber einige finden sich hoffentlich hier wieder.

Davida Rochman

Davida Rochman

A Shure associate since 1979, Davida Rochman graduated with a degree in Speech Communications and never imagined that her first post-college job would result in a lifelong career that had her marketing microphones rather than speaking into them. Today, Davida is a Corporate Public Relations Manager, responsible for public relations activities, sponsorships, and donation programs that intersect with Shure at the corporate and industry level.