Wenn Wände mithören könnten: Sound am Arbeitsplatz

Nevil Bounds | 06.10.2017 Wenn Wände mithören könnten: Sound am Arbeitsplatz

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„Das Problem ist: Unsere Arbeitsumgebungen sind akustisch  nicht optimiert“, erklärt Nevil Bounds, Key Account Director bei  Feltech. In Zeiten, in denen offene Bürolandschaften immer stärker an  Attraktivität gewinnen und unterschiedlichste Umgebungen – von  Lagerhäusern bis zu Bahnwaggons – zu Arbeitsplätzen umfunktioniert  werden, hört man derartige Aussagen immer öfter.

Im Unternehmensbereich bezieht sich ein großer Prozentsatz der  Beschwerden über A/V-Konferenzsysteme auf eine unzureichende  Klangqualität. Nevil Bounds liefert A/V-Systeme an große Banken,  Finanzunternehmen und Kanzleien in Großbritannien und weiß aus  Erfahrung, dass es ganz egal ist, wie teuer und hochwertig Mikrofone,  Lautsprecher und DSP-Prozessoren sind. Letztendlich kann ein anderer,  wesentlicher Faktor die komplette Qualität der  Kommunikationsinfrastruktur ruinieren: „Schlechter Klang gehört zu den  größten Problemen in Konferenz- und Meetingräumen, und der  Hauptschuldige ist in der Regel eine miese Raumakustik. Häufig besitzt  ein A/V-Konferenzraum eine quadratische Form inklusive vielen harten  Oberflächen und einer katastrophalen Nachhallzeit. Die Bilder auf dem  Bildschirm sind atemberaubend, aber der Sound hängt meilenweit  hinterher. Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, welcher DSP im  Hintergrund arbeitet und welche Mikrofone zum Einsatz kommen – wenn der  Raum über eine lange Nachhallzeit oder einen hohen HVAC-Lärmpegel  verfügt, wird das Klangergebnis nicht zufriedenstellend sein.“

Dieser Umstand stellt für Unternehmen ein beachtliches Problem  dar, denn A/V-Konferenzen werden im Arbeitsalltag immer wichtiger. „In  den letzten 20 Jahren haben sich professionelle A/V-Systeme von einer  netten Beigabe zu einer grundlegenden Business-Komponente gewandelt.  Dementsprechend kritisch werden schwache Audioperformances bewertet“,  erläutert Nevil. „A/V-Systeme sparen enorm viel Reisekosten, da wir  Mitarbeiter nicht mehr für ein zweistündiges Meeting durch die Welt  reisen lassen müssen. Dafür dürfen wir uns jetzt mit verhallten Räumen  herumschlagen, was zu entscheidenden Verständnisproblemen und  Ermüdungserscheinungen führen kann.“

Eine schlechte Akustik behindert nicht nur den fließenden  Ideenaustausch und erschwert durch eine unzureichende Kommunikation die  Zusammenarbeit, sondern kann zudem auch negative Auswirkungen auf die  Gesundheit der Angestellten haben. „Keine Frage, ein schlechter Klang in  Kombination mit störenden Hintergrundgeräuschen wirken sich extrem  ermüdend auf alle Teilnehmer aus. Am Ende eines langen Arbeitstages mit  mehreren Meetings kann dies zu erhöhten Stresswerten und damit  verbundenen gesundheitlichen Problemen beitragen. Ein akustisch  optimierter Raum trägt demnach zur Performance und Gesundheit der  eigenen Mitarbeiter bei. Insbesondere Hintergrundlärm wirkt sehr  ermüdend und die Raumgestaltung ist verantwortlich für diesen erhöhten  Stress.

Multifunktions-Arbeitsplätze

Nevil erschaudert meistens, wenn ein Kunde von einem  Multifunktions-Arbeitsplatz spricht, da dies in der Regel mit  raumakustischen Kompromissen einhergeht. „Mir ist bewusst, dass die  Immobilienpreise hoch sind, aber es ist eine enorme Herausforderung,  einen Raum effektiv für Videokonferenzen, Meetings und große  Präsentationen zu nutzen. Häufig werden Räume auch direkt  aneinandergereiht, manche davon nochmals unterteilbar, so dass es zu  Übersprechen und gegenseitigen Klangeinbußen kommt. In solchen Fällen  können Mikrofone und DSPs auch nicht mehr viel ausrichten. Es ist eine  Schande, wenn viel Geld in die Beleuchtung und Inneneinrichtung eines  Raums fließt, dem Klang jedoch so gut wie keine Beachtung geschenkt  wird. Ich würde mir wünschen, dass die Designer bereits in der  Planungsphase die raumakustischen Faktoren mit einbeziehen würden. Mit  ein wenig mehr Zeit und Mitteln im Vorfeld könnten DSPs ihren Job viel  effektiver ausführen.“

Rezeptionen

Rezeptionsbereiche gehören zu den am stärksten frequentierten und  damit auch zu den lautesten Bereichen eines Unternehmensgebäudes. Hohe  Decken, Videobildschirme und durchgängige Hintergrundmusik tragen ihren  ergänzenden Teil dazu bei.  „In einem solchen Fall fällt es schwer,  Klänge exakt zu lokalisieren“, so Nevil. „Jeder Raum verfügt über  individuelle Herausforderungen. Ich erwarte gar nicht, dass es wie in  den Abbey Road Studios klingt. Es wäre schon viel gewonnen, wenn die  Hersteller und Integratoren mehr Einfluss auf die Endkunden, Planer und  Architekten hätten, um Ihnen zu erklären, warum das Endresultat für alle  Beteiligten besser wird, wenn akustische Aspekte von Anfang an stärker  berücksichtigt werden.

Audio-Etikette

Neben den raumakustischen Problemen kommt es Nevil so vor als ob  auch die Meeting-Etikette ihren Teil zu einem unzureichenden  Klangerlebnis beiträgt. „Es wäre äußerst hilfreich, wenn die Belegschaft  in der Bedienung des A/V-Equipments geschult werden würde. Es ist für  einen AV-Techniker immer eine heikle Angelegenheit, einem  Geschäftsführer oder Vorstandsvorsitzenden den richtigen Gebrauch des  Equipments erläutern zu müssen und ihm damit wertvolle Zeit zu stehlen.  Schließlich befindet man sich selten in der Position, zu sagen: Sie  machen dies nun schon seit 25 Jahren grundlegend falsch“, lacht Nevil.  „Vielen fällt es verständlicherweise nicht leicht, zugeben zu müssen,  dass sie ein im Grunde einfaches Stück Technik, wie ein Mikrofon, nicht  korrekt bedienen können. Demnach müssen wir uns andere Wege einfallen  lassen, um das Audioerlebnis in Konferenzen zu verbessern.“

Lösungen

Natürlich gibt es Lösungen, Räume mit schlechter Raumakustik zu  korrigieren. Dies geht jedoch häufig nur durch einschneidende  architektonische Veränderungen, was ebenso häufig zu Lasten der  übergreifenden Raumästhetik geht. „Das Hinzufügen von Trennwänden und  Akustikpanels kann einen enormen Unterschied machen, schaut aber nur  selten besonders schön aus. Unternehmen legen in erster Linie Wert auf  die Optik eines Konferenzraums und streben nach einem hohen visuellen  Standard“, weiß Nevil aus Erfahrung.

„Im Zuge dessen greifen die Verantwortlichen meistens erst  viel zu spät auf die Dienste eines Akustikberaters zurück. Ein wenig  mehr CAD und ein bisschen mehr Akustikdesign in der Frühphase eines  Projekts machen bereits einen großen Unterschied. Im Nachhinein lassen  sich Unzulänglichkeiten nur sehr aufwendig und unzureichend beheben. Es  tut sich bereits etwas, aber reicht das? Werden wir mittlerweile  frühzeitig genug eingebunden? Vermutlich nicht. In manchen Fällen werden  wir gerufen, wenn die Deckenlautsprecher installiert und die Mikrofone  eingerichtet wurden. Dann ist es meistens bereits zu spät, die Probleme  komplett zu beseitigen. Dann muss man Kompromisse eingehen.“     

Nevil Bounds

Nevil Bounds

Nevil Bounds is a Key Account Director for Feltech. With over 30 years industry experience, Nevil has worked with cutting edge technology throughout his career, from high end automotive applications to Government, corporate and leisure sectors. Nevil has a passion for technology and a flair for helping companies and organisations adapt in order to keep up with the pace of change.