Interview mit Carys Green: Gleichberechtigung und Vielfalt in der AV-Branche

Shure UK | 16.11.2021 Interview mit Carys Green: Gleichberechtigung und Vielfalt in der AV-Branche

Bei Shure engagieren wir uns nachdrücklich für Integration, Vielfalt, Gleichberechtigung und Transparenz, die sich auf alle Bereiche der Shure Gemeinschaft erstrecken und nicht an Länder, Regionen, Standorte oder Abteilungen gebunden sind.  Wir begrüßen und feiern Vielfalt auf der ganzen Welt und legen großen Wert darauf, diese in allen Abteilungen und auf allen Hierarchieebenen unseres Unternehmens zu fördern. 

Eines unserer Ziele bei Shure ist Gleichberechtigung in unserem Unternehmen auf globaler Ebene, und wir wollen unsere Branche dabei unterstützen, dieses Ziel ebenfalls zu erreichen, um ein positives Arbeitsumfeld für alle Mitarbeiter:innen zu schaffen. In diesem Zusammenhang haben wir ein Interview mit Carys Green geführt, Leiterin des britischen AVIXA Women’s Council und zudem die erste – und einzige – Regional Sales Managerin bei Shure in Westeuropa. Diese Tatsache und Carys Erfahrungen im Verlauf ihrer über 15-jährigen Karriere zeigen, dass sowohl wir bei Shure als auch die gesamte AV-Branche noch einen weiten Weg vor uns haben – aber auch, dass wir uns zumindest in die richtige Richtung bewegen.

Simay Köker: Kannst Du uns zunächst ein bisschen was über dich erzählen?

Carys Green
Carys Green

Carys Green: Ich arbeite zur Zeit im Vereinigten Königreich und habe kürzlich meine Stelle als Regional Sales Managerin bei Shure angetreten. Ich habe Humangeographie studiert, eine Wissenschaft, die sich mit dem Verhältnis von Raum und Mensch beschäftigt und auch mit Soziologie, Politik, Tourismus- und Migrationsforschung zu tun hat. Obwohl mir mein Studium viel Spaß gemacht hat, verspürte ich nach meinem Abschluss keine große Lust, in dem Bereich zu arbeiten. Ich bewarb mich für verschiedene Graduate-Programme, bei denen Firmen Führungskräfte ausbilden, und begann schließlich eines bei John Lewis, einer großen Kaufhauskette im Vereinigten Königreich. Da ich sehr kommunikativ bin, gefiel mir die Arbeit mit den Kund:innen sehr gut, aber nach 18 Monaten war mir klar, dass der Einzelhandel aufgrund der späten Arbeitszeiten am Abend und der Wochenendschichten nicht die richtige Branche für mich ist, insbesondere, da ich zu dem Zeitpunkt Anfang 20 war. 

Ich sprach mit einigen Personalberater:innen über meine Möglichkeiten, und einer von ihnen bot mir einen Job in seinem Unternehmen an. Ich habe dann 3 bis 4 Jahre im IT Recruitment gearbeitet und anschließend bei Maverick, einer AV-Vertriebgsgesellschaft, eine Stelle als Kundenberaterin angenommen. Das war im Jahr 2005, meine erste Position in der AV-Branche, und die Arbeit dort gefiel mir sehr gut, insbesondere die betriebsame Arbeitsatmosphäre im Vertrieb. Das Team war sehr freundlich und aufgeschlossen, und die Technologie war komplett neu für mich. Damals gab es gerade die ersten interaktiven Whiteboards, es war also eine sehr spannende Zeit. Es gefiel mir, dass immer neue Technologien entwickelt wurden, um die Anforderungen der Kund:innen und Endnutzer:innen besser zu erfüllen.

2007 wurde mein ältester Sohn geboren. In dem Jahr ging Maverick in Insolvenz und wurde von Tech Data aufgekauft, und leider verlor ich meinen Job. Danach habe ich einige Jahre bei einer anderen Vertriebsgesellschaft gearbeitet, anschließend für verschiedene Systemintegratoren, vor allem im Bereich der Konferenzsysteme für Besprechungsräume. Bei den meisten meiner Projekte wurden Besprechungsräume mit Monitoren sowie Audio- und Videokonferenztechnik ausgestattet, also das komplette Paket. Im Laufe der Jahre habe ich mit Kund:innen aus verschiedensten Bereichen gearbeitet, von gemeinnützigen Organisationen und Schulen bis hin zu globalen Unternehmen. Es gefällt mir, dass Technologie den Menschen in all diesen Bereichen helfen kann.

Im Juni 2021 begann ich dann, bei Shure zu arbeiten. Hier betreue ich 5 unserer Direktkunden im Vereinigten Königreich und kümmere mich insbesondere um den Hochschulbereich. Wir haben bereits ein gutes Netzwerk im Hochschulbereich und zahlreiche Universitäten nutzen unsere Produkte, aber bisher hatten wir keine speziellen Kampagnen für diesen Bereich und niemanden, der sich explizit um den Hochschulbereich gekümmert hat. James Hill hat diese Lücke erkannt und bei Shure ein neues Aufgabenfeld dafür geschaffen – und dieses Feld kann ich nun gestalten, was sehr spannend ist.  Ich kontaktiere verschiedene Hochschulen, besuche Messen und andere Veranstaltungen und arbeite mit den PR- und Marketingteams zusammen, um Shure Content in Veröffentlichungen und den sozialen Medien zu positionieren, die Mitarbeiter:innen aus dem Hochschulbereich für ihre Arbeit nutzen. 

Simay Köker: Das klingt wirklich spannend. War es reiner Zufall, dass Du in der AV-Branche gelandet bist oder hat dich diese Technologie schon immer interessiert?

Carys Green: Ich bin nicht besonders technikaffin. Ich war arbeitslos; ich brauchte einen neuen Job, und der Personalvermittler bot mir eine Stelle an, die gut zu meinen Kompetenzen passte. Nachdem ich die Stelle angetreten hatte, gefiel mir die Arbeit in dem Bereich jedoch sehr, und obwohl ich mich immer noch nicht als besonders technikaffin bezeichnen würde, kann ich mit den Endnutzer:innen über ihre Anforderungen und Ziele sprechen. Dann spreche ich mit den Anwendungstechniker:innen, erkläre ihnen, was die Kund:innen brauchen, und entwickle mit ihnen eine passende Lösung. Ich bilde eine Art „Brücke" zwischen den Endnutzer:innen und unseren Technik-Teams. 

Simay Köker: Da Du ursprünglich aus einem ganz anderen Bereich kamst – welchen Herausforderungen bist Du bei deinem Eintritt in diese Branche begegnet? Hattest Du den Eindruck, dass einige dieser Herausforderungen damit zu tun hatten, dass Du eine Frau bist?

Carys Green: Die erste Hürde war wohl, mich in die Technologien einzuarbeiten. Bei Maverick hatte ich jedoch einige großartige Mentor:innen, und innerhalb meines ersten Jahres in der Tech-Branche habe ich mein CTS-Zertifikat erhalten. Tatsächlich waren es die männlichen Mitarbeiter in hohen Positionen – und eher Kunden als Kollegen –, die mich von oben herab behandelten. Sie haben ihre Fragen an meine männlichen Kollegen gerichtet statt an mich. Aber mit der Zeit, als ich mehr Selbstvertrauen gewann, habe ich gelernt, darauf besser zu reagieren. Statt es persönlich zu nehmen, habe ich ihnen meine Kompetenz demonstriert und ihnen gezeigt, dass mich die Tatsache, dass ich eine Frau bin, nicht davon abhält, in dieser Branche erfolgreich zu sein. Ich war niemals unhöflich, aber in einigen Situationen, wenn ein Kollege sich mir gegenüber schlecht verhalten hat, habe ich darüber gescherzt und ihm klar gemacht, dass seine Einstellung altmodisch und alles andere als zeitgemäß ist. Als Frauen müssen wir leider härter arbeiten und uns mehr beweisen, um ernst genommen zu werden.

Die größte Herausforderung im Verlauf meines Arbeitslebens war allerdings, als ich nach der Arbeitslosigkeit wieder in den Arbeitsalltag zurückkehrte. Nach dem Erziehungsurlaub beginnt man normalerweise zunächst in Teilzeit oder mit flexiblen Arbeitszeiten. Da ich mir jedoch eine neue Stelle suchen musste, war es sehr schwer, eine Position mit diesen Voraussetzungen zu finden, und es war sehr anstrengend, mit einem Kleinkind Vollzeit zu arbeiten. Zum Glück fand ich schließlich Arbeitgeber, die mir ein gewisses Maß an Flexibilität ermöglichten – aber die Suche dauerte sehr lange.

In den 14 Jahren seit der Geburt meines ältesten Sohnes haben sich die Möglichkeiten und Arbeitsbedingungen meiner Meinung nach verbessert, sowohl für Mütter als auch für Väter. Familien können nun die Aufgaben gerechter verteilen, statt alles nur auf die Mutter abzuwälzen. Jetzt sind meine Jungs schon älter und Shure bietet viel Unterstützung und eine praktische Herangehensweise hinsichtlich flexibler Arbeitszeiten. Wenn Du dein Kind zur Schule bringen musst, ist das kein Problem, solange Du deine Aufgaben trotzdem erledigen kannst. Zudem haben die Menschen durch die Pandemie gelernt, dass Heimarbeit und flexible Arbeitszeiten prima funktionieren. 

Simay Köker: Hast Du Ideen, wie man mehr Männer dazu bringen kann, sich an der Diskussion über Gleichberechtigung zu beteiligen? Gibt es dafür im AVIXA Women's Council spezielle Strategien?

Carys Green: Ich habe den Eindruck, dass viele Männer immer noch nicht verstehen, mit welchen Problemen Frauen in dieser Branche oder allgemein im Berufsleben konfrontiert werden. Sie halten sich selbst für aufgeschlossen und denken, dass sie alle ebenbürtig behandeln. Wir müssen Männer in die Diskussion einbeziehen, um ihnen die Probleme zu verdeutlichen, die immer noch bestehen, und wir müssen sie dazu ermutigen, an unseren Veranstaltungen teilzunehmen, statt nur unter uns zu bleiben und zu diskutieren. Wir selbst kennen die Probleme nur zu gut und wir müssen die Männer überzeugen, um die Lösungen umzusetzen.

Bei den Veranstaltungen des AVIXA Women’s Council haben wir vor allem weibliche Rednerinnen, weil wir Beiträge von inspirierenden Frauen bieten wollen, die in ihrem Job erfolgreich sind. Wir wollen ihre Geschichten hören und erfahren, wie sie die Herausforderungen gemeistert haben. Trotzdem ist es wichtig, auch männliche Redebeiträge zu integrieren. Zum Beispiel von Männern, die Frauen im Beruf unterstützt haben. Auf diese Weise könnten unsere Veranstaltungen für Männer attraktiver werden.

Bevor ich mich im AVIXA Women’s Councial engagiert habe, gab es im Vereinigten Königreich die Bewegung „Women in AV", die von Abigail Brown gegründet und vorangetrieben wurde.  Ich kannte Abigail von der Arbeit, und wir wurden sehr gute Freundinnen. Zuerst dachte ich: „Warum brauchen wir eine Frauenbewegung? Ich will, dass man mich wegen meiner Kompetenzen und Fähigkeiten respektiert, und nicht, weil ich eine Frau bin." Da ich mit Abigail befreundet war, ging ich trotzdem zu den Veranstaltungen, um sie zu unterstützen, und ich habe dort sehr viel gelernt, von den verschiedenen Menschen, die ich dort traf, von den faszinierenden Redner:innen – und das gab mir viel Selbstvertrauen, mein berufliches Netzwerk auszubauen. Vor 7 oder 8 Jahren wurden unsere Veranstaltungen von jeweils etwa 10 Leuten besucht, aber nach einiger Zeit wurden es mehr als 100. Nachdem das Ganze Fahrt aufgenommen hatte, nahmen auch Männer teil und wurden darauf aufmerksam. 

Leider ist Abigail 2019 gestorben. Einige von uns wollten ihre Arbeit unbedingt am Laufen halten. Wir haben „Women in AV" eine Weile fortgesetzt. Zu der Zeit hat das AVIXA Women’s Council bereits viele großartige Aktionen in den USA gestartet, also haben wir sie gefragt, ob wir einen regionalen Verband im Vereinigten Königreich gründen können. Mit ihrer Unterstützung konnten wir auf zahlreiche Ressourcen zurückgreifen – ein aussagekräftiges Internetportal, Schulungsangebote und so weiter. Personen aus ganz Europa sind herzlich willkommen, vor Ort oder online an unseren Veranstaltungen teilzunehmen. Wir haben auch einen Verband in Deutschland, und wir hoffen, dass noch mehr regionale Verbände in ganz Europa entstehen werden. 

Simay Köker: Gibt es etwas, das Du in deiner 16-jährigen Karriere in der Branche gelernt hast und gern bereits am Anfang deiner beruflichen Laufbahn gewusst hättest? Hast Du Tipps für junge Frauen, die gerade am Anfang ihrer Laufbahn in der Branche stehen oder darüber nachdenken, in die Branche einzusteigen?

Carys Green: Ich wünschte, ich hätte von Anfang an gewusst, dass ich kompetent bin, dass ich gut bin, dass ich eine tolle Mutter sein und gleichzeitig im Beruf Erfolg haben kann. Ich wünschte, ich hätte mehr an mich geglaubt und mir selbst mehr zugetraut.Abigail Brown war in dieser Hinsicht eine große Inspiration für mich. Sie war eine so positive, inspirierende Person, der es wichtig war, andere zu unterstützen und Menschen miteinander zu vernetzen, die sich gegenseitig helfen können. Sie hat mich dazu gebracht, mehr an mich selbst zu glauben und mich zu beweisen, ohne mich selbst ständig zu fragen, ob ich gut genug bin. 

Ich würde jungen Frauen am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn raten, sich mit positiven Menschen zu umgeben, die sie inspirieren und ermutigen. Bau dir ein Netzwerk in deinem Unternehmen und deiner Branche auf, und bleib dir selbst immer treu. Nimm dir inspirierende Frauen in deinem Umfeld als Vorbild, und lerne von ihnen. Bei Shure gibt es viele erfolgreiche Frauen in hohen Positionen, und unsere CEO Christine Schyvink ist ein großartiges Vorbild. Es geht darum, selbstbewusst zu sein, an sich selbst und seine Fähigkeiten zu glauben, und sich nicht von anderen runterziehen zu lassen – was manchmal sehr schwer sein kann. Wenn Du aber an dich selbst glaubst, kannst Du den anderen beweisen, was Du drauf hast.

Mein letzter Tipp ist, keine Angst vor dem Versagen zu haben. Wir alle machen ständig Fehler. Wichtig ist, wie man damit umgeht und daraus lernt.

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