Erfolgreiche Konferenzsystem-Planung: Ein architektonischer Guide

Troy Jensen | 15.06.2017 Erfolgreiche Konferenzsystem-Planung: Ein architektonischer Guide

ERFOLGREICHE KONFERENZSYSTEM-PLANUNG: EIN ARCHITEKTONISCHER GUIDE 

Sowohl das Gebäudedesign als  auch die Technologie der Konferenzsysteme, die darin zum Einsatz  kommen, haben sich seit der Architekt Louis Sullivan den berühmten  Ausspruch „Form follows Function“ geprägt hat, stark gewandelt. Leider  müssen wir immer wieder beobachten, dass insbesondere kleinere  Konferenzräume nur einen untergeordneten Rang im Designprozess eines  Gebäudes einnehmen und im Vorfeld nur unzureichend hinsichtlich ihrer  Infrastruktur durchdacht werden.

So höre ich auf nahezu jeder Messe und auf jedem Branchentreffen den  Satz „Wenn ich das damals bereits gewusst hätte ...“. Interessanterweise  bezieht sich diese Klage in der Regel weniger auf die technische Seite  des Konferenzraums, sondern viel mehr auf dessen grundlegende  Architektur sowie deren Auswirkungen auf die Audio- und  Videoübertragung.

Das Shure MXA910 beantwortet die uralte Frage, ob sich die Mikrofone  auf dem Konferenztisch befinden müssen oder nicht. Wenn der Fokus auf  klarer Sprachübertragung lag war die Antwort, bevor das Produkt auf den  Markt kam, bislang definitiv immer: JA. Das MXA910 ist ein gerichtetes  Decken-Mikrofonarray mit Steerable Coverage Technologie. Durch die  flexible Ausrichtung der einzelnen Mikrofonkanäle kann der  Erfassungsbereich des Mikrofons präzise an die erforderliche  Konferenzsituation angepasst werden. Mit frei definierbaren Presets, die  jederzeit geladen werden können, lässt sich das Array sogar einfach und  flexibel an wechselnde Konferenzsituationen und räumliche Gegebenheiten  anpassen. Mit der gezielten Ausrichtung auf die für Sprachaufnahmen  relevanten Zonen des Raums, werden zudem störende Nebengeräusche  reduziert und Geräusche aus den ungewünschten Bereichen effektiv  ausgeblendet. Auf diese Weise verbessert sich das Verhältnis von  Direktsignal zu Raumklang, mit dem Resultat der erhöhten  Sprachverständlichkeit. Ein weiterer Vorteil des Decken-Arrays: Sie  müssen keine Löcher in Ihren Konferenztisch und/oder in den Boden bohren  um die erforderlichen Kabel installieren zu können.

Für die erfolgreiche Implementierung eines Audio-Konferenzsystems  spielen zahlreiche Faktoren eine wichtige Rolle: Die Form und Größe des  Raums, seine akustischen Eigenschaften, Heizung, Lüftung und  Klimaanlage. Im Idealfall findet bereits in der Planungsphase eine enge  Zusammenarbeit zwischen den verschieden beteiligten Fachleuten statt,  insbesondere zwischen TGA-Planern (für Elektro, HLK, etc.) sowie  Akustik- und AV-Consultants. In der Realität dagegen sieht es allerdings  oft so aus, dass wir angefragt werden, um bei der Konzeption eines  Konferenzsystems zu unterstützen ohne dass entsprechende Fachleute im  Vorfeld hinzugezogen wurden.
Für solche Fälle, in denen Architekten oder Eigentümer in der Planung  allein agieren, bieten wir folgenden Leitfaden und Produktempfehlungen  als Unterstützung an.

Eine der schwierigsten Herausforderungen mit welchen wir konfrontiert  werden, ist zu lauter Umgebungslärm, oft verursacht durch schlecht  geplante oder ausgeführte Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen.
Ein probates Mittel um die Hintergrundgeräusche in unbesetzten Gebäuden  und Räumen zu messen und zu bewerten sind Noise Curve-Messungen.
Der Zweck einer solchen Messung ist, das komplette Klangspektrum der  Störgeräusche anhand eines einzelnen Wertes greifbar zu machen.

Um den Lärmpegel der Umgebungsgeräusche in einem Raum zu ermitteln  gibt es verschiedenste Bewertungsmethoden, darunter etwa Noise Criteria  (NC), Noise Criteria Balanced (NCB), Room Criteria (RC), Preferred Noise  Criteria (PNC) und Noise Rating (NR) Kurven. Für unseren Einsatzzweck  konzentrieren wir uns auf die NC-Bewertungsmethode (Noise Criteria).

Die NC-Bewertung eines Raums ist definiert als die niedrigste Kurve,  die an keinem Punkt innerhalb des gemessenen Frequenzspektrums  überschritten wird. NC-Kurven werden in 5er-Schritten angegeben.

Klima-Systeme erzeugen in der Regel zwei Arten von Nebengeräuschen:  Mechanischer Lärm durch die Geräte selbst und Strömungsgeräusche die  entstehen, wenn die Luft durch die Lüftungskanäle gejagt wird. Der  mechanische Lärm von Lüftern, Kühlgeräten, Pumpen und Luftklappen lässt  sich reduzieren, indem diese so weit wie möglich vom Konferenzraum  entfernt platziert werden – dies lässt sich in bereits fertiggestellten  Gebäuden oft nur schwer umsetzen.

Durch hohe Fließgeschwindigkeiten der Luft verursachte  Strömungsgeräusche können hingegen verringert werden. Mit üppig  dimensionierten Lüftungskanälen, vorzugsweise mit entsprechender  Verkleidung, kann die Strömungsgeschwindigkeit minimiert werden, ohne  dass die Klimaleistung einer Anlage beeinträchtigt wird. Idealerweise  sollte für einen Konferenzraum, in dem ein Audio/Video System mit  Mikrofonen eingesetzt wird, ein NC-Wert von 30 oder kleiner angestrebt  werden. Bei der Lärmanalyse sollten sowohl die Zu- als auch die  Abluftkanäle bezüglich ihrer Länge und Größe überprüft werden.

Größe und Form des zu planenden Raums sollte hinsichtlich Funktion  und Belegung mit besonderem Augenmerk überprüft werden. Wo freie  Wandflächen es erlauben, sollten akustisch aktive Materialien eingesetzt  werden. In der Inneneinrichtung gibt es heutzutage verschiedenste  effektive Akustikelemente mit denen es möglich ist einen Raum zu  schaffen der sowohl akustisch gedämpft ist und einen akzeptablen  ästhetischen Look hat.

Der aktuelle Trend hin zu akustisch reflektierenden Glasfronten in  Konferenzräumen macht die Räume halliger, während gleichzeitig die  Wandflächen reduziert werden. Daher sollte für jede verfügbare Fläche  die Behandlung mit absorbierenden Materialien zumindest in Betracht  gezogen werden. Vor diesem Hintergrund sind auch akustisch aktive  Rasterdecken und Teppichböden vorteilhaft.

Der Wandaufbau eines Konferenzraums ist ein weiterer wichtiger Faktor  und wird oft durch die Eigenschaften der umgebenden Bereiche  beeinflusst. Befindet sich der Konferenzraum etwa direkt neben einem  Betriebsraum mit mechanischen Geräten, erfordern die entsprechenden  Wände einen höheren Sound Transmission Class (STC) Trennwert als bei  einer benachbarten Abstellkammer. Wenn sich der Konferenzraum direkt  neben einem Raum mit mechanischen Geräten befindet, muss die Trennwand  ein höheres Schalldämmmaß aufweisen als wenn er neben einer  Abstellkammer benachbart ist. Auch Türen und Fenster können einen  entscheidenden Einfluss auf die angestrebte akustische Isolation haben  und müssen sorgfältig mit in die Berechnungen einbezogen werden. Und  natürlich müssen auch Türen und Fenster hinsichtlich der erforderlichen  akustischen Isolationseigenschaften gründlich bedacht werden. Die  Auswahl des erforderlichen Schalldämmmaßes ihrer Wände ist wichtig für  das Erreichen des angepeilten Noise Criteria (NC)-Wertes.

Manchmal befindet sich die störende Geräuschquelle außerhalb des  Gebäudes, etwa in Gestalt von Maschinen, Sirenen, Verkehrslärm, etc.  Ziehen Sie diese eventuellen Störgeräusche unbedingt mit in ihre  Überlegung ein, wenn Sie auf ihrem Grundriss nach einem geeigneten Platz  für einen akustisch sensiblen Bereich wie einen Konferenzraum suchen.

Beim Design eines Konferenzraums empfiehlt es sich, die Wände mit  absorbierenden Materialien ausgestattet zu planen. Hierbei stellt das  Ziel 50 Prozent der Wandoberflächen akustisch zu behandeln einen guten  Ansatz dar. In Frage kommen traditionelle Maßnahmen wie Akustikpanele  oder Wandverkleidungen mit dickem Filz. Diese Methoden werden seit  langer Zeit eingesetzt, um die Audioqualität von Konferenzen zu  verbessern.

Selbst wenn einer oder mehrere dieser Punkte in der Design- und  Planungsphase nicht bedacht wurden, haben wir dank der großen  Fortschritte in Konferenz- und Netzwerktechnik sowie im  Niedervolt-Infrastrukturbereich heute glücklicherweise Möglichkeiten,  die Folgen suboptimaler Konferenzraumplanung zu lindern.

Mehrlagige (beidseitige) Beplankung mit Gipskartonplatten und  Füllungen mit Glasfasermatten verbessern das Schalldämmmaß einer Wand.  Entscheiden sie sich für einen Wandaufbau mit dem Sie die erforderliche  Dämmung erreichen können um den Lärmeintrag aus den angrenzenden  Bereichen auf ein akzeptables Maß zu reduzieren.

Das MXA310 nimmt problemlos einen Bereich auf, der normalerweise  mindestens vier Mikrofone erfordern würde und reduziert gleichzeitig die  Anzahl an erforderlichen Geräten und Aussparungen auf dem  Konferenztisch. Das MXA310 deckt problemlos einen Bereich ab, der  normalerweise mindestens vier Mikrofone erfordert, und reduziert dabei  gleichzeitig die Anzahl erforderlicher Einbauöffnungen und Geräte auf  dem Konferenztisch. Das Mehrfach-Mikrofon bietet die Möglichkeit  verschiedene Richtcharakteristiken - einschließlich eines einzigartigen  ringförmigen Pickup-Patterns - auszuwählen und genau auf das Ziel  auszurichten. Durch die Möglichkeit die Ausrichtung der Mikrofonkanäle  auch noch nach der Installation einzustellen, kann der Erfassungsbereich  jederzeit und selbst an wechselnde Raumkonfigurationen angepasst und  Störquellen im Raum gezielt ausgeblendet werden.

Ausrichtbare Array-Mikrofonsysteme, wie das an der Decke montierte  Shure MXA910 und das MXA310 Tischmikrofon, ermöglichen die Ausblendung  übermäßiger Nebengeräusche von Klima- und Lüftungsanlagen. Ihre  einstellbare Richtcharakteristik erweist sich als enorme Hilfe in  bestehenden Räumen in welchen bauliche Maßnahmen nur begrenzt möglich  sind.

Auf diese Weise bilden netzwerkbasierte Konferenzsysteme, Automischer  und Dante-Funksysteme eine Einheit. Vernetzte Konferenzsysteme,  Automatikmischer und Dante-basierte Funksysteme arbeiten zusammen. Als  Ergebnis führt dies zu Reduzierung und Vereinheitlichung in der  Verkabelung, oft sogar bis hin zum kompletten Wegfallen früher  erforderlicher Verbindungen. Und es reduziert den Bedarf an  Verkabelungs-Infrastruktur (wie Kabeltrassen und -Kanälen), von  Kernbohrungen und Wanddurchbrüchen. Das Ergebnis: Eine verbesserte  raumakustische Performance, ein geringerer Konstruktionsaufwand sowie  niedrigere Installationskosten. Zusammengefasst führt dies zu besserer  akustischer Performance und verringerten Installationskosten, wobei sich  im Hinblick auf die Installation der Systeme sogar Einsparpotential bis  zurück zum Rohbau feststellen lässt.

Die Verwendung Dante-basierter drahtloser Konferenzlösungen wie MXW-  und ULX-D-Systeme von Shure bietet die Möglichkeit, Mikrofone genau dort  einzusetzen wo sie benötigt werden, ohne die bestehende Infrastruktur  im Gebäude dafür zu verändern. Wenn es nicht erforderlich ist,  Kernbohrungen und Durchbrüche der Wände vorzunehmen, behalten Räume  sowohl optisch als auch (bau-) akustisch ihre Qualität und können  trotzdem so ausgestattet werden, dass Audio klar und verständlich wird.

Der korrekte Einsatz fortschrittlicher Audiotechnik kann zur  Linderung der oben beschriebenen architektonischen und baulichen  Probleme beitragen. Im besten Fall wurde die Quelle des Problems bereits  in der Planungs- und Konstruktionsphase des Raums erkannt, sodass die  Audiotechnologie ihren vollen Funktionsumfang ausspielen kann.

Der Akustikplaner, Berater und Fachmann für Lärmsteuerung Patty Gaus,  Chef des renommierten Planungsbüros Gaus & Associates Sound Control  Solutions aus St. Louis, bestätigt, dass Kunden bei einem nur  unzureichend funktionierenden Konferenzsystem meist die eingesetzten  Geräte und/oder den jeweiligen Integrator als Verursacher ansehen. Wobei  das eigentliche Problem oft viel eher in der Raumkonstruktion selbst  bzw. in der gewählten Innenausstattung des Raums liegt.  Fälschlicherweise steht in der Planungsfrage oft die optische Wirkung im  Vordergrund und die Frage, wie ein Raum später klingt, wird zweitrangig  behandelt.

Weiter stimmt uns Gaus zu, dass ein AV-System gänzlich ohne  absorbierende Materialien kaum seine volle Leistung ausspielen kann.  Während Teppiche, gepolsterte Möbel, Rasterdecken oder Vorhänge oft  bereits helfen, die Performance eines AV-Systems zu verbessern, sollten  trotzdem weitere akustische Maßnahmen im Raum getroffen werden, um das  optimale Ergebnis des Systems zu erreichen. Im besten Fall werden solche  Faktoren bereits in der Designphase berücksichtigt – Ein Zustand den  wir allerdings nur selten vorfinden.

Der Shure P300 IntelliMix Audioprozessor ermöglicht die  Automatikmischung von bis zu acht netzwerkbasierten Mikrofonquellen,  darunter auch drahtlose Systeme. Dank seiner kompakten Bauform lässt  sich der P300 diskret unter der Tischplatte, in Möbeln, hinter Displays  oder in einem Rack verbauen. Das vereinfacht die Installation durch  minimale Verkabelung und reduziert den Aufwand für Kabelkanäle,  Kernbohrungen und Einbaudosen. Zudem ist ein geringerer  Infrastrukturaufwand aufgrund reduzierter Kabelkanäle, Kernbohrungen und  Backboxen möglich.

Sobald die grundsätzliche Gebäudeausstattung einmal errichtet ist,  ist es (finanziell wie logistisch) praktisch nicht mehr möglich,  grundlegende Änderungen vorzunehmen, die für eine optimale  AV-Performance notwendig sind. Generell sollte man sich deshalb von  Anfang an Unterstützung von TGA-Planern, Akustik- und AV-Profis holen  und sich bei den Details der Konferenzraumplanung beraten lassen. Anhand  der oben genannten Informationen sollten Sie allerdings die gröbsten  Stolperstellen bei der Planung Ihres nächsten Konferenzraums künftig  selbst umgehen können.

Troy Jensen

Troy Jensen

A 30-year Audio/Video industry veteran, Troy has held numerous high-level consulting and management positions focusing on architectural acoustics, system design, and project & business management. He is also certified on several computer modeling and evaluation techniques for AV sound spaces, which is particularly helpful when serving as a guest lecturer in the Yale School of Drama M.F.A. program for Technical Design and Production.